top of page

Ein Hallo nach Deutschland

  • Yazarın fotoÄŸrafı: zalien .
    zalien .
  • 10 Tem 2024
  • 9 dakikada okunur

Güncelleme tarihi: 24 Tem 2024


Blick nach Süden aus Çankaya/Çankaya, Ankara - cc zeloshka why

Hej! Wie geht es Euch? Genauso mies wie uns? Ganz bestimmt geht es Euch auch mies. Vor allem, weil ihr ja eifersüchtig auf uns seid, nicht wahr? Gebt es zu, wie haben den besseren Staatschef. Eurer kann nicht mal die Cum-Ex- Geschichte verschwinden lassen und hat die Baerbock am Hals. Unsere können hier alles tun, was sie wollen. Das passt Euch bestimmt nicht. Die ganze Freiheit hier kommt Euch sicher sehr erstrebenswert vor.


Die ganze Berichterstattung von heute, ts ts ts…

Was ich aus Medien aus und über Deutschland mitbekomme, schafft keinen Ausgleich über den grausamen Effekt der Berichterstattung aus und über die Türkei. Ich lebe nun fast seit 5 Jahren hier in Ankara und habe aufgehört, normale Zeitung/ Medien zu lesen. Überall nur Propaganda. Man kann den Journalisten der Opposition leider auch nicht mehr vertrauen. Ich suche mir täglich Quellen über die wichtigsten Geschehnisse des Tages. Es ist sehr mühsam; dafür werde ich nicht wahnsinnig wie alle anderen, die wie Süchtige an news- Tickern hängen. Sie warten seit 20 Jahren auf ‘jemanden wie Atatürk’.

Genau, meine Seite wartet. Sie wartet, obwohl gerade ebendieser den allen bekannten Satz aussprach: ‘Falls dies nochmal passiert…und ihr wartet auf jemanden wie mich (zum Aufräumen), dann konnte ich Euch nichts beibringen’. So schlau war er. Wie sind es aber nicht.


Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie eine Nachricht oder ein Kommentar aus Deutschland von beiden Hauptgegnerseiten hier verdreht wird. Gut, dass ich Deutsch kann und wiederum nicht gut, weil sich mir bei dem heutigen Propaganda- Journalismus der Magen umdreht. Das gilt auch für die Berichterstattung in Deutschland und sonstwoher. Falls ich neuere Geschichte richtig verstanden habe, werden grössere Kriege auf ähnliche oder gleiche Weise durch die Medien vorbereitet. Ich finde es mittlerweile sehr schwierig, Mainstreammediennachrichten und Gewäsch aus den sozialen Medien entgültig zu verifizieren.


Hier gibt es eine schöne Kunstkultur

Ich wohne im Botschaftsviertel hier; es ist sehr sicher- Ankara war schon immer eher eine sichere Beamtenstadt als eine manische, entkultivierte Enklaven- Metropole wie Los, Angeles, Seoul, Istanbul oder Bangkok. Ankara ist hier auch die Kunsthauptstadt. Lasst Euch nicht von der Schlampe am Bosphorus blenden. So etwas weiss man gar nicht über Angora City. Ich wusste es auch nicht. Dank der Theaterschauspieler, Künstler, Philosophen und Musiker, die ich kennenlerne, habe ich erfahren, dass mein Kreativitätsausbruch seit meiner Ankunft hier sehr gut aufgehoben ist. Ich dachte, diese Seite von mir käme nie wieder. Diese Leute kommen aus Izmir, İstanbul und anderen Städten, weil es eben besser läuft hier mit Kunst und Kultur. Interessant, oder?


Hier ist alles super, was wollt Ihr eigentlich von uns?

Nein, es ist alles andere als super hier; das wusste ich jedoch schon seit meiner Kindheit. Es ist ein faschistoides Land, egal welche Seite, Religion oder welcher Volksstamm. Man kann uns mit Italienern, Griechen und Österreichern oder einigen Slavenländern vergleichen. Die Wirtschaft ist weiterhin im Sturzflug; Letzte Woche wurde die Inflation mit ‘1,64%’ angegeben. Sogar Leute aus der Regierungspartei lachen mittlerweile unverblümt über solche Nachrichten. Ein paar von denen möchten auch Medical C einführen.

Tja, Türkei- wenn man sich mal gewöhnt, möchte man nicht weg. Ich kann hier affig spiegeln ohne Ende, ohne mich auf Idiotie einzulassen. Die Deutschen wollten immer, dass ich mitmache. Mein schönes Mitmach- Heimatschland.


Hier in Ankara gibt es noch eine spezielle Situation. Unser hervorragend verwaltender Bürgermeister Mansur Yavaş hat sich mit der zweiten Liga der AKP, die den Stadtrat -nicht Stadtparlament- leiten, angefreundet. Er bekommt Sachen auch auf diesem Dienstweg hin. Das nenne ich ‘problemlösungsorientiert’; denn wo nicht mehr kommuniziert wird, fühlt sich Faschismus sehr wohl. Unseren Bürgermeister würde ich sehr gerne für Euch interviewen.


Und wie komme ich klar?

So ungefähr wie in Deutschland. Ich habe ausgewählte Kontakte, die intelligent, kreativ und intellektuell sind; beim Rest geht es mehr oder weniger um höflichen Austausch. Über diesen höflichen Austausch erfahre ich -so denke ich- mehr über die verschiedenen Richtungen der Türkei als die anderen ‘auf meiner Seite’, die sich wie alle anderen den Medienmindfuck hier antun, sich gegen Gespräche mit der ‘Gegenseite’ sperren und ‘die Anderen’ bestenfalls als ‘Unwissend’ beschimpfen.


Die grundsaetzliche soziale und private Haltung in der Türkei ist stark von emotionalem und physischem Narzissmus geprägt. Kein Wunder, denn mit elterlichem Narzissmus, was ich für den Grund halte, dass wir so wählen, wie wir wählen und so sind, wie wir sind, räumen wir nicht wirklich auf. Er ist überall und allgegenwärtig, schwer anzugehen, da die Leute einen seltsamen Schuldkomplex gegenüber ihren Eltern eingeredet bekommen. Das verbindet mich hier mit dem Rest. Meine Eltern sind intelligent und studiert, trotzdem haben sie sich weder gegen elterlichen Narzissmus wirksam gewehrt (mein Vater schon ein bisschen, aber er ist daran gescheitert), noch gegen ihren eigenen gekämpft. Falls man verstehen will, warum hier alles so ist, wie es ist, muss man sich meiner Meinung nach mit diesem Thema auseinandersetzen...etwas, was bei mir in Deutschland auf der Strecke geblieben ist, da die Deutschen seit Jahrhunderten mit Philosophie, Wissenschaft, Psychologie usw. schon etwas getan hatten. Ich musste mich nicht anstrengen, meine Eltern nicht allzu ernst zu nehmen und habe Unterstützung von Freunden bei der Traumaverarbeitung bekommen. Meine Haltung wurde mir von psychologieinfundierten Deutschen als ‘richtig’ wiedergespiegelt. Meine Eltern liessen und lassen mich ja im Alltag grösstenteils sowieso in Ruhe. Seit ich hier lebe, ist dieses Thema jedoch wieder aktuell und nagt an mir. Es kam in den letzten einsamen und kranken Jahren sehr vieles wieder hoch und schreit nach Verarbeitung. Es ist sehr traurig zu sehen, dass die gleiche Haltung, die mir meine Potentiale schwer zugänglich gemacht hat, auch weiterhin die Jüngeren betrifft. Es ist nicht bloss die Regierung, die uns dumm hält. Die Regierung ist auch nur ein Produkt von elterlichem Narzissmus. Es ist eine Teufelsspirale. Ich weiss, dass ich die Welt nicht verbessern kann, aber ich möchte wenigstens vor meiner eigenen Tür aufräumen.


Schreibprojekte, die nach Verarbeitung schreien

Es hat nichts mehr nur mit meiner eigenen Geschichte und schon gar nicht mehr persönlich mit meinen Eltern zu tun; diesbezüglich und vom Aussehen her bin ich eine von vielen und das tut auch mal gut. Ich möchte selbst das Thema des elterlichen Narzissmus und Hierarchieabhaengigkeit populär- wissenschaftlich bearbeiten. Ein weiteres Thema, was auch mit grossen Problemen verhaftet ist, ist das Datingverhalten hier. Auch hier könnte etwas populaer- wissenschaftliches herauskommen. Die Cyberkriminalitaet ist hier heftiger als in Deutschland. Ich war schon Opfer von drei Banden. Von Zuhause aus habe ich diese Arschlöcher zurückgestalkt und habe mich fast selbst gefährdet. Das könnte ein Thriller (Filmskript) werden. Ich streue vielleicht eine kleine Liebesgeschichte hinein. So langsam und nebenbei rutsche ich in die Journalisten- und Autorenschuhe meines Vaters, aber noch als Hobby und manchmal aus der Notwendigkeit heraus, die starren Bilder über die Türkei in Deutschland und umgekehrt mit persönlicheren aufzuweichen. Dieses Land und mein Deutschlandhintergrund regt es bei mir an, meinem Vater hatte es fast das Leben versaut; ich bin weniger emotional.


Ich habe weitere Schreibprojekte angesammelt. Ein Theaterstück für einen Mann ist schon angefangen (Lila Reiter- hat sowieso nicht zum deutschen Mann gepasst) und ein Roman (Katzenpost, Mırmır Posta) schreibt sich praktisch von selbst. ‘Layla unter Schafen’ ist eine Parabel über meine Türkei.

Layla war mein letzter Husky, die 2021 im Alter von 15 Jahren verstorben ist. In der Parabel desertiert sie als Agentin vom Geheimdienst und taucht mit Schafsohren verkleidet in einer Schafsherde unter. Natürlich ist ein leitender Widder dabei, der ihr Kopfzerbrechen und zunehmend auch Herzklopfen bereitet.

Layla bekam von allen Seiten, auch von den Linken, den Wolfsgruss mit Heulern zugeworfen und heulte zurück- ‘Gruss an die Geschwister’ bedeutet dies eigentlich ausserhalb der politischen Bühne. Ich weiss, Euch sträuben sich die Nackenhaare. Ich werde über den Wolfgruss schreiben; versprochen.


Als erstes möchte ich auf dem blog aber mit der Serie ‘Hemleket’ (memleket- Heimat, hem = auch, so was wie Heimatschland- beides meine Wortschöpfungen) über die ersten 12 Jahre in Deutschland schreiben. Ich würde es lieber als storybord skripten, denn hier sind die Bilder gewaltiger in meinem Kopf als Wörter. Für dieses Projekt werde ich vielleicht AI zur Hilfe nehmen wegen der Skriptvisualisierung. Ich habe schon den Olli um Hilfe gebeten.


Zwischen langer Krankheit und meinen neuen geschäftlichen Tätigkeiten, die notwendig sind, um die schlechten Jahre auszugleichen, hänge ich an meinen Kunst-/Musik- und Schreibprojekten. Sie machen mich glücklicher als die Medizin. Auch Unternehmertum mag ich lieber als Ärztin zu sein. Deswegen bin ich anscheinend hier. Ich war seit dem Medizinstudium nur noch blockiert. Ich würde es als Stockholm- Syndrom bezeichnen. Ich konnte nicht das Wahre für mich tun und das hat meinem Charakter geschadet. Hier fühle ich mich seltsamerweise freier. Ich weiss auch noch nicht ganz, woran das liegt. Ich denke, die Antwort fliesst in ‘Mırmır Posta’ hinein. Das habe ich neulich am Schreiben bemerkt.


Was ist nun mit den Armeniern?

Ein weiteres -sehr wichtiges- Projekt ist eine private Gruppe zur Untersuchung der Genozidvorwürfe der Armenier. Ich weiss sehr viel über dieses Thema und schon sehr viel länger als die Wikipedia- Generation. Meine eigene nordkaukasische Familiengeschichte (yupp, matriarchische Halb- Dagestani. Nur die Harten kommen in den Garten.) ist eng mit der von Armeniern und Russen verbunden. Sie sind der Grund, warum ich heute eine Türkin bin oder überhaupt existiere oder später Russisch gelernt habe. Meine Grosseltern sind als Vollwaisen-Babies in Istanbul angekommen. Man sollte den (ehemaligen) Feind besser kennen als er sich selbst. Das habe ich auch von Atatürk gelernt. Ich möchte auch mein eigenes Wissen noch einmal überprüfen. Als Staatsbürgerin habe ich kostenlosen online- Zugang zu unserem Staatsarchiv, was fast lückenlose Dokumente aus Jahrhunderten türkischer Geschichte umfasst; die Nationalbibliothek ist auch sehr einladend. Ich suche Kontakt zu Armeniern. In Istanbul und Izmir weiss ich, wo sie leben, aber in Ankara sind sie verteilt. Wahrscheinlich muss ich mir aus den anderen Städten Kontakte vorstellen lassen. Ich bin jedoch nicht bereit, mich mit kommunistischen Anarchisten zusammenzusetzen. Das Gewäsch kann ich nicht mehr hören. Ich werde auch die beschliessenden Richter stalken, einiges an Beweismaterial ist unwahr. Das habe ich auf Ausstellungen in Deutschland bemerkt. Und ich durfte nicht mal eine Frage stellen. Ich werde zu diesem Thema etwas breiter schreiben. Es ist hier nicht verboten, den Genozid zuzugeben. Darum geht es mir nicht. Mir sind einige Dinge aufgefallen, diesen möchte ich nachgehen. Ich habe vor, dieses Thema für andere nachvollziehbar transparent zu verarbeiten. Ein Einzelner kann nicht für uns alle reden. Der grosse Mann hier hätte es gerne zugegeben. den bis vor Kurzem wäre es ihm sehr recht gewesen. Er liess armenische Kirchen im Osten wieder aufbauen, was auf beiden Seiten der Bevölkerung negativ ankam, aber habt ihr je etwas darüber gelesen?

Stellt Euch ein Stadtstaat namens Istanbul vor, mit einem Sultan. Die Griechen bekommen den Westen. Ankara und Umgebung als die neue Türkei mit der Mehrzahl der Bevölkerung und ein grösseres kommunistisches Armenien mit 10 Mio. Eİnwohnern im Osten vor. Wir alle sind Freiwild für die Aussenmächte, auch die Armenier und Kurden, aber das neo- osmanische Reich im Mini- Format wäre gegründet.  Unsere Geschichte drohte, sich zu wiederholen. Dadurch, dass er die englische Unterstützung verloren hat -wie der letzte Sultan damals- ist dieser Plan nichts geworden. Erdo hat zwischen 2003-2014 grosse Unterstützung vom Westen erhalten. So wie Assad. So wie der 'Arabische Frühling'. Erinnert Ihr Euch? Ich erinnere mich. Ich habe den Westen gehasst dafür. Hier konnte ich mich erst mal beruhigen.


Ich werde hier auch über die Machenschaften des BND berichten. Es geht um die 80er. Mein Vater war der aufdeckende Journalist. Er hat seinen Job darüber verloren. Von Istanbul aus! Nach zwei Jahren Deutschland hat er uns da sitzen lassen und ist nach Istanbul zurückgekehrt und wurde erfolgreicher Unternehmer. Genau, der BND fuscht in mein Familienglück hinein! Ich habe die Infos gesammelt. Die sollen sich auf nen Türkisch- Frau- shitstorm freuen. Nein, ich habe keine Angst. Die werden das dementieren und als typisch türkischen Journalismus abtun. Wie immer.



Integrationsprojekt für Wessies

Die Wessie- Expats hier in der Türkei brauchen Einheimische, um auf spezielle Probleme in ihrer Ecke aufmerksam zu machen, die aus den ‘Gesetzen für alle Einwanderer’ resultieren. Sie sind eben nicht so wie alle Einwanderer. Die meisten besitzen Haeuser und Autos hier. Die, die an den Küsten leben, gründen Tierschutzvereine oder andere Vereine, verkaufen ihre Kunst, arbeiten, machen Bio- Anbau, lassen sich besser medizinisch behandeln, singen türkische Lieder auf Englisch- kurz benehmen sich vorbildlich, obwohl ab und an die uns seit Jahrhunderten bekannte Europäische Arroganz durchtritt. Den Zahn ziehe sofort, wenn er weh tut. Und so kann es für beide Seiten gut laufen, denke ich. Keine Sorge. Die Deutschen radikalisieren sich hier nicht und möchten ihr Heimatland nicht teilen. Ein paar Mossad-, BND- und CIA- Typen laufen hier auch rum. aber ich muss sagen. heutzutage sind nicht mal die Agenten intelligent. Was ist eigentlich los? Wie kann man sich als CIA schon im zweiten Satz verraten? Na, wolltet Ihr wieder putschen, hm?


Für Euch

Ihr könnt mich besuchen. Ich sitze wegen Umgründung die nächsten Monate sowieso in Ankara fest. Noch habe ich eine 5- Zimmerwohnung. Ihr kommt nicht in’s Gefängnis, versprochen. Wenn, dann wäre ich schon hinter Schwedengardinen. Ich nehme nämlich kein Blatt vor den Mund. Und dass ich nicht glaube, weiss so ziemlich jeder hier. Überhaupt kein Problem. Seltsamerweise finden die Leute hier das ziemlich gut. Ich mache das aus Prinzip. Wenn man hier nichts sagt und nur wartet, passiert GAR NİCHTS.


Bei Interesse möchte ich einen persönlichen podcast auf Deutsch machen. Stories aus Ankara. Politisch wie alltäglich. Beim Schreiben habe ich momentan kleine, ätzende Probleme wegen ständiger Tastaturumstellung. Ich habe nicht vor, ‘Influencerin’ zu werden. Es ist für Leute gedacht, die nicht nur Politisches (aber auch) hören möchten. Wir sind auch ohne Politik und Erdoğan lebendige Wesen mit Hoffnungen, Träumen und Ängsten.



Und Tschüss!



Eure Frau Ypsilon


PS: bitte auf typos aufmerksam machen. Ich schreibe ohne Brille auf Mini- Tablet, Brille? Wo?

abonelik

TeÅŸekkür ederim.

© 2023 by zeloshka why.

  • Linkedin
  • Instagram
bottom of page